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Mein ehemaliger Chef Thomas* – effizient, clever, stark, aufrichtig, witzig, Arbeitstitan, Perfektionist. Als er an einem Tag nicht bei der Arbeit erschien, dachten wir: sicher eine Erkältung. Dann haben wir auf dem Korridor Gerüchte gehört, dass er Burnout hat. Wir waren geschockt – derart geschockt, dass wir weder untereinander darüber gesprochen haben noch ihn während seiner Abwesenheit kontaktierten. Und als externe Personen am Telefon nach ihm fragten, antworteten wir nur leise: «Eeeh…, er ist ausgefallen». Das Wort Burnout ist uns nur schwer über die Lippen gegangen.
Der Anteil der Schweizerinnen und Schweizer, die sich bei der Arbeit erschöpft fühlen, liegt bei rund 30% und nimmt gemäss dem Job-Stress-Index 2018 stetig zu.
Später habe ich gelernt, dass dieses Schweigen über Burnout nicht nur uns, sondern viele Unternehmen betrifft.
Zum einen hat das etwas mit unserer Kultur der Versagensangst zu tun. Psychologen sagen sogar, dass die Versagensangst zu unserem neuen Lebensgefühl geworden ist. Und das beginnt bereits in der Schule und/oder im Studium. Viele Studierende kommen mit dem Erwartungs- und Leistungsdruck nicht mehr klar. Eine Umfrage der Universität Potsdam und Hohenheim ergab sogar, dass mehr als die Hälfte der Studierenden ein hohes Stresslevel empfinden und somit gestresster sind als die restlichen Deutschen. Und mit diesem Gefühl treten sie dann in die Arbeitswelt ein.
"Wir müssen aufhören, das Bild der perfekten Mitarbeitenden zu zeichnen, die nie Hilfe brauchen." Ashley Whillans, Harvard Business School
Zum anderen fällt es uns schwer, über Burnout zu sprechen, weil es ein schwammiger Begriff ist. Auch wenn die Weltgesundheitsorganisation (WHO) Burnout im Jahr 2019 als Krankheit anerkannt hat, gilt das noch lange nicht in unserer Gesetzgebung. «Burnout gibt es nicht, zumindest nicht als Krankheit. Erschöpfungsdepression ist die meistgenutzte Diagnose, um die Patienten krankzuschreiben» – sagte mir Thomas, als ich ihn vor kurzem danach gefragt habe. Somit wird die Behandlung der Burnout-Patienten in der Schweiz nicht über die Unfallversicherung abgewickelt, sondern über die allgemeine Krankenversicherung, was meistens die komplette Franchise aufbraucht.
Folglich könnte man daraus schliessen: Burnout ist eine private Angelegenheit. Wenn ich mir in der Kantine ein Bein breche, zahlt dafür mein Arbeitgeber. Wenn ich dagegen ein Burnout erleide, ist der Arbeitskontext dafür – zumindest offiziell – gar nicht verantwortlich. Wirklich?
Dieses Denken (Burnout ist deine private Sache) verstärkt das Gefühl des Versagens in den Betroffenen und stigmatisiert sie. Zudem befreit es die Firmen von jeglicher Verantwortung. «Malgosia, die Aufgabe eines Managers ist es auch, sich selbst und die eigene Energie zu managen. Anscheinend hat es in diesem Fall daran gefehlt» – sagte mir Thorsten*, Nachfolger von Thomas, als wir auf Thomas’ Burnout Erkrankung zu sprechen gekommen sind.
Dabei ist es mittlerweile bewiesen, dass Burnout Implikationen auf mehr als nur die betroffene Person hat.
Studien zeigen, dass wenn Lehrer ausgebrannt sind, ihre Schüler erhöhte Cortisol-Level zeigen, eine klassische Stressreaktion. Andere Studien im Klinikumfeld haben aufgedeckt, dass die emotionale Erschöpfung einzelner Personen auch die Arbeitskollegen negativ beeinflusst (Stimmung, Motivation, Performance). Es ist also im Interesse der Firmen, Burnout vorzubeugen und die Resilienz ihrer Mitarbeitenden zu stärken.
Natürlich gehört Stress zum Leben, auch zum Arbeitsleben. Wenn ich meinen E-Mails jede zweite Woche nicht nachkomme und mich überfordert fühle, heisst das nicht, dass ich ein Burnout habe. Und genau davor haben viele Arbeitgeber Angst: dass das Wort «Burnout» missbraucht wird. Und dennoch führt kein Weg daran vorbei, offen mit der Thematik Burnout umzugehen. Immer mehr Firmen machen genau dies, indem sie z.B. Resilienz Trainings anbieten. Natürlich sind solche Trainings oft nicht perfekt und berühren nur die Oberfläche der Probleme. Trotzdem haben sie eine wichtige Rolle: sie schaffen einen Raum, um über die innere Widerstandskraft offen zu sprechen und die dazu notwendigen Fähigkeiten zu stärken. So ein Training ist zudem ein Signal an die Mitarbeitenden: Du, als Person, bist mir wichtig.
Ein weiterer, vielleicht noch wichtigerer Teil, ist die Rolle der Firmenkultur. Eine Firma mit einer toxischen Firmenkultur kann auch jedes Quartal ein Resilienz Training durchführen. Die Resultate werden sich nicht verbessern.
Erst wenn das Thema Resilienz in der Firma gelebt und ihre Wichtigkeit auch von der Führungsspitze betont wird, können Resilienz Trainings ihre tatsächliche Wirkung für die teilnehmenden Personen entfalten.
Ich persönlich war noch nie in einem Resilienz Training (bin seit 10 Jahren auf dem Arbeitsmarkt und seit 4 Jahren in einer Führungsrolle). Wenn ich jedoch über Resilienz nachdenke, kommt mir ein Gespräch mit meiner ersten Managerin in den Sinn. Ich war damals 24 Jahre alt, direkt von der Uni, erste Arbeitsstelle, extrem motiviert und ja, mit sehr starkem Willen mich zu beweisen. Nachdem Shona und ich uns über meine Aufgaben und ihre Erwartungen an mich unterhalten haben, sagte sie zum Abschluss:
«Malgosia, ich möchte Dir noch etwas sagen und das ist wichtig. Du bist erst am Anfang Deiner Karriere. Deine Karriere ist wie eine Autobahn und Du steigst gerade in das Auto ein. Viele junge Leute wie du, oft direkt von der Uni, wählen sofort die schnellste Spur und denken, das ist die einzige richtige Spur oder die Spur, die von ihnen verlangt wird. So ist es aber nicht. Die Auswahl der Spur liegt bei Dir und Du kannst die Spur beliebig wechseln – je nach Deiner Lebenssituation. Manchmal macht es Sinn, die schnellste Spur zu wählen, manchmal ist es gut, wenn Du einfach länger in der mittleren Spur bleibst. Und manchmal brauchst Du einfach eine Pause, um zu tanken, um dann wieder einzusteigen. Die Spur wählst Du – Du bist im Fahrersitz.»
Auch wenn Shona das Wort Burnout in diesem Gespräch nicht verwendet hat, denke ich oft an ihre Worte in diesem Kontext. Und daran, wie wenig es manchmal braucht, um einen grossen Unterschied zu machen.
*Der Name wurde verändert
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Wir sind Sparring Partner für Ihr Unternehmen und Ihre Nachwuchskräfte, um sicherzustellen, dass erforderliche Führungskompetenzen erworben werden.
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